„Ich hole mal schnell das Auto ab“

„Ich hole mal schnell das Auto ab“

sagte ich zu meinem Mann als ich heute gegen 9:30 Uhr das Haus verlies.
Mein Auto muss jährlich zur Wartung beim Umbauer in Dortmund-Derne, damit sichergestellt wird, dass die behinderungsbedingten Umbauten korrekt funktionieren. Zusätzlich musste diesmal auch die automatische Feststellbremse repariert werden.

Ein Blick in die DB-Navigator-App zeigte mir als schnellste Verbindung die Fahrt von Unna Amtsgericht mit dem Bus nach Unna Bahnhof, von dort mit der Regionalbahn nach Dortmund Hauptbahnhof und dann weiter mit einer anderen Regionalbahn nach Dortmund-Grevel. Mit Wartezeiten war die Fahrt mit 54 Minuten Dauer in der App angezeigt.

Der Bus vom Amtsgericht Unna zum Hauptbahnhof kam pünklich am Bahnhof an. Aussteigen und mit dem Fahrstuhl zum Gleis 2, wo die Regionalbahn nach Dortmund eigentlich abfährt. Eigentlich — denn heute fuhr diese mal vom Gleis 18 ab. Das Gleis 18 am Bahnhof in Unna ist jedoch nicht barrierefrei erreichbar. Es ist zwar ein Treppenlift montiert, der aber nur bis 200 kg Tragkraft zugelassen ist. Um diesen zu nutzen muss man sich mindestens 24 Stunden vor Fahrtantritt bei der Mobilitätszentrale der DB anmelden.

Die nächste Regionalbahn nach Dortmund wurde mit „fällt heute aus“ angeschlagen, so dass Luna und ich mehr als eine Stunde Wartezeit am Bahnhof in Unna verbracht hätten. Also die DB Navigator-App erneut geöffnet und eine Verbindung über Kamen herausgesucht.
10 Minuten Wartezeit am Busbahnhof, dann ging es mit der S81 nach Kamen Bahnhof — vorbei an der Haltestelle „Unna Amtsgericht“, wo wir unsere Reise ursprünglich gestartet haben.

Die Regionalbahnen nach Dortmund fahren von Kamen aus regelmäßig und durch die herausfahrbaren Zwischentrittstufen kann ich diese auch ohne Hilfe nutzen. Auch hier ein paar Minuten Wartezeit, dann ging es direkt mit dem Zug nach Dortmund Hauptbahnhof. Kurz vor der Einfahrt in den Dortmunder Hauptbahnhof kam eine Durchsage, dass ein barriererfreier Ausstieg an dem Bahnhof nicht möglich ist. Beim Ausstieg soll man bitte darauf achten, nicht in den Spalt zwischen Bahnsteig und Zug zu geraten.

Bitte was?? Die Verbindung wurde als barrierefrei für Rollstuhlfahrer angezeigt!!
Mein erster Gedanke: hoffentlich kann ich einen gegebenenfalls vorhandenen Höhenunterschied mit der kleinen Klapprampe, die ich zur Sicherheit mitgenommen habe, überwinden. Der Zug fuhr am Bahnhof ein, die Türen gingen auf und ich konnte ohne Rampe herausfahren. Was also bitte sollte die Durchsage im Zug?

Da die Regionalbahn Verspätung eingefahren hat — eigentlich üblich am Dortmunder Hauptbahnhof — ging es schnell mit dem Aufzug zur Verteilerebene und zum Aufzug für das Gleis 31. Überraschung! Der Aufzug war gesperrt, Handwerker arbeiteten gerade an diesem! Eine Fahrt war nicht möglich. Die Regionalbahn nach Dortmund-Derne fuhr ein und ohne uns ab. Laufende Personen hätten, wie schon in Unna, einfach die Treppen benutzen können; als Rollstuhlfahrer ist das leider nicht einfach so möglich.

Statt die DB-App erneut zu konsultieren, habe ich mich entschlossen, die Information anzusteuern und dort zu fragen. Die erste Auskunft war, dass ich ja den Zug in einer halben Stunde nehmen könnte – von Gleis 31. Vielleicht wäre bis dahin ja der Aufzug repariert, die Handwerker wären ja schon eine zeitlang daran am arbeiten. Ich habe nicht nachgefragt, was denn „eine zeitlang“ bedeutet.

Die Alternativverbindung war dann die Regionalbahn nach Dortmund-Scharnhorst und dann von dort aus mit dem Bus weiter nach Dortmund-Derne.
Dortmund-Scharnhorst liegt ja auch nur auf der Strecke von Kamen nach Dortmund Hauptbahnhof! Also das zweite Mal zurück — zwar nicht zurück zum Start, wie es bei Monopoly heißt, aber zurück auf dem Weg.

In der Regionalbahn nach Dortmund-Scharnhorst merkte ich, dass dort jemand in der Nähe eine Mandarine oder Orange isst. Da ich auf diese Aromen allergisch reagiere merkte ich dieses anhand der klassichen Heuschnupfen-Symptomatik: die Augen fingen an zu tränen, die Nase lief und ich musste mehrfach niesen. Nur gut, dass wir direkt an dem nächsten Halt aussteigen mussten.

In Dortmund-Scharnhorst war dann erst einmal das Suchen der Haltestelle angesagt. Wegen einer Baustelle war eine Ersatzhaltestelle eingerichtet worden. Dennoch war diese schnell gefunden und dann hieß es warten, bis der Bus kommt.
Dieser kam auch — natürlich mit Verspätung. Im Bus tummelten sich Kinderwagen, eine Frau mit Rollator und eine mit einem Einkaufstrolley.
Zum Glück ist Luna schon Bahn- und Busfahren gewöhnt, auch auf engem Raum. Erschreckt hat sie sich einmal, als der Rollator mit jeder Menge Flaschen sich in einer Kurve selbstständig gemacht hat, durch den Bus gerollt ist und mit lautem Scheppern an der Eingangstür zum Stehen gekommen ist.

11:52 Uhr: wir sind endlich in Dortmund-Derne gelandet!
Kurz das Auto entgegen genommen und dann nach Hause gefahren. Für den Rückweg haben wir knapp 25 Minuten gebraucht.

Zu Hause war erst einmal Ausruhen angesagt. Für uns beide war das Bus- und Bahnfahren, die vielen Umstiege, die Enge in den Bussen einfach stressig. Dennoch hat Luna gezeigt, was sie kann. Sie war die ganze Zeit ruhig, hat auf die Signale gehört und hat sogar im Bus während der Fahrt mein Handy aufgehoben, was mir aus der Hand gerutscht ist. Sie hat mich beruhigt als kurz davor war mich aufzuregen. Kurzum: sie war heute echt der für die perfekte Assistenz. Danke, Maus, dass es dich gibt!

PS: Um 14 Uhr wollte das Sanitätshaus kommen, da mein Rollstuhl drigend eine neue Bereifung benötigt. Der Sanitätshausmitarbeiter war auch pünktlich da, aber hatte die falschen Räder bekommen. Mobilität wird eh zu stark bewertet, oder?

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