Wir sind unterwegs!

Wir sind unterwegs!

Unser Reiseziel: Augsburg.

Die Fahrkarten habe ich bereits vor 2 Monaten gekauft und dabei die Verbindung mit der kürzesten Fahrtzeit ausgesucht – im Wissen, dass Luna während der ICE-Fahrt anhält und sich nicht auf die saugenden Matten erleichtert, auch nicht auf Signal, was sonst sehr gut funktioniert.

Überraschung 1:
2 Wochen vor Fahrtantritt bekomme ich die Meldung, dass sich der Reiseplan ändert. Die Hinfahrt dauert demnach nun 38 Minuten länger, die Abfahrtszeit der Rückfahrt wird 38 min nach vorne verlegt.

Statt 5,5 Stunden Fahrt mit dem ICE sind es nun 6 Stunden 20 Minuten.

Am Abreisetag gehen wir auf Nummer sicher. Ganz nach dem Motto „Besser zu früh als zu spät“ planen wir einen Zug früher nach Dortmund zu nehmen, nämlich die Regionalbahn um 8:59 Uhr. Gemäß Fahrplan hätten wir mehr als 30 Minuten Aufenthalt am Hauptbahnhof Dortmund. Bei der Ankunft am Bahnhof Unna sehen wir, dass eine Regionalbahn nach Dortmund einfährt – allerdings die, die ursprünglich um 7:59 Uhr abfahren sollte. Diese hat mehr als 43 Minuten Verspätung. Auch die nachfolgenden Regionalbahnen haben Verspätung! 

In der Bahn nach Dortmund kommt dann die Ansage: Dieser Zug endet in Dortmund-Hörde. Also in Hörde aussteigen und die nächste Regionalbahn nach Dortmund nehmen. Ich liebe solche spontanen Planänderungen!

Überraschung 2:
Naja, eigentlich keine wirkliche Überraschung: Der ICE nach Augsburg hat Verspätung, die Abfahrt verschiebt sich um (vorerst?) 11 Minuten.

In Hörde angekommen steht die Bahn, aus der wir gestiegen sind, weiterhin am Gleis – nicht eine Minute, nicht 5 Minuten, sondern länger als 10 Minuten.

Der Zugführer informiert uns aus dem Fenster heraus, dass es wohl massive Probleme gibt und es unklar ist, wann überhaupt die Züge wieder fahren können.  Er rät zur Weiterfahrt mit der U-Bahn oder dem Bus.

Verdammt! U-Bahnfahren geht nur dann mit dem E-Rolli, wenn es keinen großen Unterschied zwischen Bahn und Bahnsteig gibt – sowohl in der Höhe als auch im Abstand Bahn-Bahnkante. Also Trial-and-Error! Inzwischen ist es 9:45 Uhr und wenn die Weiterfahrt nur mit dem Bus möglich ist, dann sind wir erst nach 10:30 Uhr am Hauptbahnhof. Dabei soll man sich, wenn man eine Hilfeleistung für eine Fahrt in Anspruch nehmen will, mindestens 20 Minuten vor Abfahrt des Zuges am Info-Schalter melden. Diese Frist wäre dann nicht einzuhalten.

Die Aufzüge zur U-Bahn sind natürlich verstopft. Von Leuten, die auf zwei Beinen stehen, keinen Rollator haben. In der Schlange stehen einige Personen mit kleinen Gepäckstücken, aber keine Personen mit Kinderwagen oder Rollstuhl. Natürlich gibt keiner uns Vorrang – obwohl entsprechende Schilder an den Aufzügen hängen, die mitteilen, dass behinderten Personen, Menschen mit Kinderwagen und Gepäck Vorrang eingeräumt werden soll. 

Am U-Bahn-Gleis angekommen, ist auch dort eine große Menschenmenge vorhanden. Die U-Bahn fährt ein und zu meinem Entsetzen ist es ein älteres Modell. Ich gehe auf Risiko, nehme mit dem Rollstuhl Anlauf und hoffe, dass der Vorschub ausreicht, um nicht im Spalt zwischen Bahnsteig und Bahn hängen zu bleiben. Glück gehabt – wir sind in der Bahn.

Nachdem wir bereits vor 2 Stunden das Haus verlassen haben, sind wir um 10:10 Uhr am Hauptbahnhof in Dortmund. Was für ein Stress! 

Melden am Info-Point wegen der bestellten Hilfeleistung (Hublift), ab auf die Grünfläche, damit Luna sich noch einmal erleichtern kann. Ein wenig zur Ruhe kommen im Café bei einem Cappuccino und dann gehts zum Gleis. Inzwischen ist die erwartete Abfahrtzeit auf 10:58 Uhr angeschlagen – und wir damit seit gut 2,5 Stunden unterwegs!

Überraschung 3:
15 Minuten vor Abfahrt ist noch ein Gleiswechsel angesagt! Aufzug runter, zum anderen  Gleis, Aufzug hoch. Natürlich ist auch hier wieder eine Schlange vor den Aufzügen vorhanden!

Im ICE war dann der für mich reservierte Platz belegt. Eine ältere Frau mit einem Kleinkind und Kinderwagen. Als ich sie darauf aufmerksam machte, dass ich reserviert habe, stand sie auf und suchte sich einen anderen Platz. Den Kinderwagen lies sie jedoch auf dem Stellplatz für den Rollstuhl. Als ich sie freundlich darauf aufmerksam machte, dass ich den Platz für den Rollstuhl brauchte, blies sie nur die Backen auf und fing an in einer Fremdsprache etwas zu sagen. Ein anderer Fahrgast hat dieses mitbekommen, der Frau gezeigt, wo sie den Kinderwagen hinstellen kann. Die ältere Frau war wohl überfordert, so dass der hilfsbereite Fahrgast sogar den Kinderwagen zu dem Platz geschoben hat. Es gibt sie also doch noch, die hilfsbereiten Menschen – an dieser Stelle ein Danke!

Nun sitzen wir im ICE und kriechen langsam vorwärts. Luna kann sich bei langsamer Fahrt nicht entspannen und „leidet“. Sorry, Maus, aber daran kann ich nichts ändern!

Luna sitzt und beobachtet ein kleines Mädchen auf der anderen Seite des Ganges im ICE

11:45 Uhr: die Müdigkeit hat gesiegt und Luna liegt nun schlafend zu meinen Füßen, obwohl es immer noch ordentlich ruckelt!

Luna liegt unter dem ICE-Sitz und schläft. Mein Fuß ist noch zu erkennen.

Oh scheiße! Im wahrsten Sinne des Wortes. Luna hat im Zug Durchfall bekommen. Absoluter Worst Case! Ich habe mit Tüchern, die ich immer dabei habe, versucht den Schaden zu begrenzen, aber gegen den Geruch hilft es nicht. Mit Kaffeepulver hat eine Servicekraft nach der groben Reinigung den Teppich abgestreut, aber die Scham und Peinlichkeit meinerseits bleibt zurück. An alle Fahrgäste kann ich nur eine dicke Entschuldigung aussprechen! 

Gestern und heute morgen hat Luna noch ganz normal Stuhl abgesetzt – sonst wäre ich nicht gefahren!

Klar, es kann jedem passieren – auch uns Menschen, dass wir plötzlich Durchfall bekommen und es nicht rechtzeitig auf die Toilette schaffen. Dennoch ist es einfach total peinlich! 

Überraschung 4:
… oder eigentlich wieder keine wirkliche Überraschung. Überraschend wäre es wohl eher, wenn die Bahn pünktlich wäre. Aber natürlich war sie es nicht, sondern hat knapp 40 Minuten Verspätung eingefahren. 

Der Weg zwischen Ulm und Augsburg war durch langsames Fahren und mehreren Stopps auf der Strecke gekennzeichnet. Das Geruckel führte bei Luna wieder zu Übelkeit. Eine mitfahrenden Familie mit Säugling habe ich gefragt, ob sie eine Windel für uns übrig haben. Hatten sie – also bekam Luna diese an. Zusätzlich habe ich ihr meinen Pulli übergezogen. Welch ein Glück, denn auf dem Weg zum Ausgang roch ich es schon. Also gab es noch die Liegedecke drum. Dadurch wurde ein weiteres Unglück erfolgreich vermieden.

Luna steht vor der ICE-Ausgangstür. Sie hat eine Kenndecke an. Hinten am Po sieht man einen blau-weiß gestreiften Pullover und noch den Zipfel der Liegedecke als Windel

Gut 9 Stunden nach Verlassen des Hauses sind wir in Augsburg angekommen. Meine Tochter hat (auf meinen Wunsch hin) die eingepackte und stinkende Luna aus dem Zug gehoben und ist zur nächsten Wiese gesprintet. Ich wurde aus dem ICE geliftet und zur Wiese gefahren, wo meine zwei Lieblingsweibchen auf mich gewartet haben – Luna inzwischen ohne Windel, aber mit dreckigem Fell.

Die dreckigen Sachen wurden in eine Mülltüte gepackt – an dieser Stelle ein Dankeschön an die Dönerbude, die uns die Tüte gegeben haben. 

An der Wertach entlang sind wir dann zur Wohnung meiner Tochter gelaufen. Luna lief im Freilauf und ist immer wieder in der Wertach schwimmen gewesen. Luna konnte so ihren Stress abbauen und ihr Fell reinigen. 

Insgesamt war es eine extrem stressige Fahrt, die wir nicht nochmal erleben wollen. Luna hat ihren Job dennoch ganz hervorragend gemacht – und das definitiv auf Experten-Niveau!

Luna schlafend auf dem Bett. Sie hat einen Bademantel für Hunde an.

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