Die dunkle Jahreszeit bricht an. Merklich wird es abends eher dunkel. Das Wetter ist oft nass und kalt, also lädt gar nicht zum Spazieren ein. 
Das interessiert Luna jedoch nicht. Die braucht ihren täglichen Auslauf, ihre Spaziergänge, das „Zeitungslesen“ und die Kontakte mit anderen Hunden.
Regelmäßig treffen wir uns abends mit mehreren Hundebesitzern. Die Fellnasen toben und spielen gemeinsam, erkunden die Umgebung und wir Hundebesitzer quatschen über alltägliche Dinge. Also eine Win-Win-Situation für alle.
Das Treffen ist abends, gegen 18:30 Uhr. Inzwischen ist es schon recht dunkel um die Zeit. Auf dem Weg nach Hause müssen gibt es einige Stellen, die gar nicht beleuchtet sind. Dann habe ich nur das Licht vom Rollstuhl, um überhaupt zu sehen, wo wir lang müssen. Die Blätter in Kombination mit dem Regen und dazu noch matschig-schlammiger Boden sorgen dafür, dass der Rollstuhl dreckig ist. Reinigen lohnt sich nicht, denn bereits am nächsten Tag sieht er wieder wie nach einem ausführlichen Schlammbad aus.
Entsprechend sehen auch Lunas Pfoten aus. Während bei uns Menschen auf den Handinnenflächen und den Fußsohlen keine Haare wachsen, haben Hunde zwischen den Ballen an den Pfoten Haare. Durch Schlamm und Matsche verkleben diese Haare gerne und im schlimmsten Fall verheddern sich auch kleine Steinchen oder Holzstückchen. Daher trimme ich regelmäßig die Haare und rasiere sie kurz.
So auch am Montag. Also Luna ins Wohnzimmer gerufen, in den Platz gebracht. Den elektrischen Rasierer und die erste Pfote genommen. Immer wieder versuchte Luna die Pfote wegzuziehen, denn das Rasieren kitzelt 🙂
Erste Pfote fertig, zweite Pfote in der Hand. Oh verdammt, was ist denn das? Die ganze Pfote blutig, die Haare rot und Blut tropft. 
Gemerkt hat man nichts und auf unserem dunklen Boden habe ich auch keine Spuren gesehen gehabt. Irgendwo beim Treffen mit ihren Hundefreunden oder auf dem Weg nach Hause muss Luna sich verletzt haben. Der Ballen ist aufgeschlitzt, der Schnitt ca. 2-3 cm lang und recht tief – halt einmal durch den ganzen Ballen.
Das muss doch weh tun. Mir zumindest tut es schon vom Ansehen weh, ich leide förmlich mit. Statt Trimmen der Haare ist nun Pfote verbinden angesagt.
Am nächsten Tag dann die Frage: nur eine Runde Spazieren oder doch das Treffen mit den Hundekumpels? 
Einerseits muss die Pfote geschont werden, andererseits liebt sie es in Kontakt mit ihren Freunden zu gehen. Wir beschließen erst einmal los zu gehen. Bisher sieht man nur an dem Verband (und dem Schutzschuh darüber), dass sie überhaupt eine Verletzung hat. Sie hinkt nicht. Sehr selten hält sie mal den Fuß hoch, um den nicht zu belasten. 
Nach der üblichen Runde durch den Kurpark signalisiert mir, dass sie zur Wiese möchte, wo wir uns immer mit den anderen Treffen. 
Sie entdeckt ihre Freundin „Honey“ und nach Freigabe durch mich rennt sie hin. Wenige Meter vor Honey legt sie sich jedoch ins Gras und schleckt sich. Schnell fahre ich zu ihr hin und sehe, dass sie den Verband verloren hat. Mit Hilfe der anderen verbinde ich sie noch direkt im Park auf dem Gehweg. Alle sind überrascht, wie tief der Schnitt ist und wie das Luna das scheinbar stört. Trotz ihrer Hundefreunde drum herum und die vielen Menschen, die helfen, in dem sie mit Taschenlampen und Handys uns Licht spenden, lässt sie sich ohne Probleme neu verbinden. Zum Glück habe ich immer ein kleines Erste-Hilfe-Set mit Verbandmaterial im Rucksack am Rollstuhl.
Verband drum, Kotbeutel zum Schutz gegen Wasser und die nasse Socke drüber. Kaum fertig rennt sie wieder los — als wäre nichts gewesen. 
Zu Hause wird natürlich neu verbunden. Die Konstruktion mit Kotbeutel und Socke war nicht wirklich wasserdicht. Ich teste, ob ihre Schutzschühchen über den Verband passen. Natürlich nicht – es hätte mich auch gewundert. Fingerhandschuhe kann man ja auch nicht über einen Verband tragen. Und da ihre Schutzschühchen nicht so viel Platz haben dürfen, um nicht zu scheuern, passt natürlich ein Wundverband da nicht mit rein. Aber warum hat Luna überhaupt Schutzschuhe? Braucht ein Hund sowas überhaupt?
Wir haben uns diese Frage auch gestellt. Luna ist aber nun Assistenzhund und kommt immer mit mir mit. Auch im Sommer bei 35 Grad, wenn der Asphalt „kocht“. Auch im Sommer, wenn das Getreide einfahrbereit auf den Feldern steht und überall Grannen herumfliegen. Und im Winter, auch wenn mit Salz gestreut wurde. Die Pfoten eines Hundes sind zwar robust, aber bei Salz im Winter, Hitze im Sommer oder bei Grannen, Scherben usw. empfindlich. Daher raten Ausbildungsbetriebe für Assistenzhunde dazu, dass in gewissen Situationen Hunde daran gewöhnt werden sollen, Schutzschühchen zu tragen. 
Ich weiß nicht, wie viele Schuhe wir getestet haben. Viele. Die teuren Hundeschuhe der Firma Ruffwear, die von der Firma Sabro — mit allen lief Luna „wie auf Eiern“. Sie mochte diese nicht. Socken waren in Ordnung, aber diese bieten nur unzureichenden Schutz. Durch Facebook haben wir dann tatsächlich Schuhe gefunden, die Luna direkt von Anfang an akzeptiert hat. In den USA von der Firma „wagwear“ hergestellt werden sie hier aufgrund des Aussehens auch gerne als „Crogs for Dogs“ genannt. 

Da die Hundesocken nur aus Wolle bestehen, bieten diese keinen Schutz vor Wasser oder Dreck. Im Internet suche ich nach einem besseren Schutz und werde schließlich auf einer Webseite von Uwe Radant für Hundezugsport fündig. Die Überschuhe, auch Booties genannt, gibt es in verschiedensten Ausführungen und das schöne ist, dass man sie dort auch einzeln kaufen kann.
Nach 2 Tagen ist der Schnitt immer noch offen. Also einmal zum Tierarzt, da das Wochenende naht. Wenn unsere Tierärztin bescheinigt, dass ich die Wundversorgung korrekt durchführe und so weiter machen soll wie bisher, dann fühle ich mich sicherer. Ansonsten darf sie es mir gerne noch einmal zeigen. Falls die von mir verwendete Jodsalbe nicht ausreichen sollte, können wir dann gleich entsprechende Medikamente mitnehmen.
Mist, verdammt! Der Schnitt ist viel tiefer als ich es eingeschätzt habe. So gesehen war es gut, dass wir bei der Tierärztin waren. Nun hat Luna den aufgeschlitzten Ballen getackert bekommen – insgesamt 5 oder 6 Klammern waren nötig. Dazu noch Antibiotika gespritzt und ab dem Wochenende als Tabletten. Am Montag müssen wir zur Wundkontrolle.

Schlimmer als die „Arbeitsunfähigkeit“ als Assistenzhund ist, dass sie nicht mit ihren Hundefreunden spielen und toben darf. Statt im Freilauf Fangen spielen ist nun Leine und Schonung des Beins angesagt. Da blutet mir als „Hundemama“ echt das Herz!


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