Gestern musste ich ein Paket aufgeben. Mit dem Versanddienstleistern DHL und Hermes ist das recht einfach möglich, da ich hierfür nur zur nächstgelegenen Tankstelle in ca. 400 m gehen (oder vielmehr rollen) muss. Die Tankstelle hat eine Annahmestelle für Hermes-Pakete und direkt daneben ist eine Packstation. 
Die Retoure ordentlich verpackt, vorhandene Versandaufkleber abgeknibbelt und das Paket auf die Fußstütze vom Rollstuhl gepackt. Mit den Füßen kam ich nicht mehr auf die Abstellfläche, da dafür das Paket zu groß war. Also Füße auf das Paket gelegt — vollkommen egal, was die Leute, die das sehen denken. Ok, gemütlich war es auch nicht, aber das Paket mit den Händen festhalten, gleichzeitig noch mit der Hand den Joystick vom Rollstuhl bedienen, war einfach nicht möglich.
Auf zur Packstation. Als ich um die Ecke zur Tankstelle hin bog: Sackgasse. Für mich. Eine Absperrung quer über den Fußgängerweg mit gerade mal 30 cm Platz zwischen den Füßen der Absperrschranken und der hohen Bordsteinkante. Kein Platz für Kinderwagen, Rollator oder Rollstuhl. Eine nähere Betrachtung ergab, dass diese Absperrung nur vorgenommen wurde, weil die Bauarbeiter, die hier momentan Glasfaser legen, die Kabel nicht offen auf dem Bürgersteig liegen lassen wollten. Kein Loch, keine eigentliche Baustelle war zu sehen.

Das Problem war jedoch in dem Moment, dass die Tankstelle nur von der Seite aus für mich zugänglich ist. Von der anderen Seite gibt es nur einen sehr schmalen Bordstein, der zudem nur über hohe Bordsteinkanten verfügt. Der Bordstein selbst ist zudem sehr schmal, dass sogar Eltern mit Kinderwagen dort ins Schwitzen geraten. 
Gegenüber ist ein ausreichend großer Bürgersteig, aber eine Querung über die Straße ist nicht möglich, weil es auf dem Stück keinerlei abgesenkten Bordstein gibt.
Kurzum: Sackgasse. Tankstelle nicht erreichbar, ebenso wenig wie die Packstation.
Aber selbst ist die Frau — dachte ich zumindest. Paket abgestellt und versucht mit dem Rollstuhl die Standfüße der Absperrungen zu verschieben – immerhin hab ich ja einen E-Rollstuhl mit einiger Kraft. Aber auch dieser hat „versagt“, die Standfüße haben sich keinen Millimeter bewegt.
Ich war schon in Gedanken wieder auf dem Weg nach Hause, als gleich mehrere Autofahrer meine Bemühungen bemerkt haben und mir zur Hilfe geeilt sind. Mit vereinten Kräften haben drei Männer die Absperrung verlegt, so dass ich passieren konnte. Während sie das taten hörte ich nur deren Fluchen: „Was soll denn so ein Scheiß? Denken die überhaupt mal nach, wenn die so ne Absperrung errichten?“. Einer der Herren fragte auch direkt, ob er ein Foto machen darf, um das der Stadt zu melden.
Während sonst die Hilfsbereitschaft vieler Mitmenschen eher mangelhaft ist, haben gestern tatsächlich gleiche mehrere Personen beherzt eingegriffen. Und ich kann mir sicher sein: diese drei Herren werden zukünftig daran denken, genug Platz für Kinderwagen, Rollator oder Rollstuhl zu lassen!
Sackgasse zum Zweiten!
Ich glaube, ich bekomme doch noch eine Krise. Gerade komme ich von der Arbeit nach Hause und… tadaaa… wieder eine Baustelle auf dem Weg. Langsam fange ich diese „spontan auftauchenden Baustellen“ an zu hassen — wobei ich nicht die Baustellen an sich nicht mag, sondern die Bauarbeiter, die diese absperren und überhaupt nicht daran denken können, dass es Personen gibt, die mehr als 50 cm Breite aufweisen.

An dieser Baustelle kann man zumindest noch über die Strasse hin ausweichen — immerhin ist es eine Fahrradstraße, wo die Autofahrer maximal 30 fahren sollten. Die Straße ist auch eigentlich nur für Anlieger. Eigentlich, denn halten tut sich da keiner dran. Egal, über die Straße an der Baustelle vorbei und ab nach Hause. 
Ich habe fertig. Zumindest für heute. 

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