Vor ca. einem halben Jahr ist meine Tochter nach Augsburg gezogen. Als Fachkraft für Bäderbetriebe hat sie mir irgendwann mitgeteilt, dass im September hier im großen Familienbad das Hundeschwimmen angesagt ist. Also haben wir unseren Augsburg-Besuch so geplant, dass wir an daran teilnehmen können.
Unter dem Titel „Bello‘s Batschlach“ wurde dieses Jahr sogar das 10 jährige Jubiläum dieses Ereignisses gefeiert. 
Als gebürtige Nordrhein-Westfälin dachte ich zunächst, dass der Begriff „Batschlach“ ein umgangssprachliches, dialektgefärbtes Wort für „Badschlacht“ ist – und musste mich eines besseren belehren lassen. Hier (im schwäbischen Raum, vielleicht auch in ganz Bayern) ist dieses eine Bezeichnung für eine Pfütze. Besonders, wenn man in eine solche hineinspringt und das Wasser dabei aufspritzt – das ist eine Batschlach!
Bei phänomenal gutem Sommerwetter mit über 20 Grad waren wir an beiden Tagen im Familienbad. Ein großes 50 m Becken, ein Nicht-Schwimmerbecken, ein Kleinkinder-Planschbecken und ein Kaltbecken standen allen Hunden und Menschen zur Verfügung. Auf die Beisetzung von Chlor und anderen Chemikalien wurde bereits vor einer Woche verzichtet, ebenso waren die Umwälzpumpen ausgestellt, so dass das Wasser für Hunde unbedenklich war. Für Menschen war das Schwimmen auf eigene Gefahr, da das Wasser vergleichbar mit einem stehenden Freigewässer ist.

Am ersten Tag war Luna noch recht aufgeregt. Jedes Spielzeug, was ins Wasser geworfen wurde, musste herausgeholt werden. Luna hat es dabei aus eigener Kraft geschafft, das Becken über die Kante zu verlassen, während die anderen Hunde Hilfe von Ihren Menschen benötigt haben oder über die Leitern / Treppen das Becken verlassen haben. 
Damit fiel Luna schon auf, denn sie war wohl der einzige Hund, der selbstständig ins und aus dem Wasser gekommen ist. Wenn man ein Spielzeug ins Wasser geworfen hat, hat sie stets den kürzesten Weg dahin gewählt — teilweise dann auch über Land. 

An Land hat sie sich an uns orientiert, ist mit uns mitgegangen — sei es, dass wir uns auf der Wiese ausgeruht haben, dass wir etwas zu Essen geholt haben oder uns die vielen tollen Angebote der verschiedenen Aussteller angeschaut haben. Es gab wirklich alles: von Hundespielzeug über Leinen, Halsbänder und Geschirren zur Sportausrüstung. Ein Stand hatte nur selbstgemachte Leckereien für Hunde: Thunfisch-Muffins mit Sprotten, Käse-Speck-Muffins, Lebertran-Donuts und vieles mehr.

Auch ein Stand von „Hunde fürs Leben“, einem gemeinnützigen Verein, der ehrenamtlich Assistenzhunde ausbildet, war dort vertreten. Also ein breites Spektrum an Ausstellern. Für die Zweibeiner gab es auch eine Menge an Angeboten für das leibliche Wohl: Kuchen, Waffeln, Crêpes, Pommes, Bratwurst und etliche alkoholische und nicht-alkoholische Getränke. 
Ein besonderes Highlight war die Schnitzeljagd. Jeder Aussteller durfte eine Frage stellen, die Besucher beantworten mussten. Bei zwei Ausstellern mussten Aufgaben bewältigt werden: das Entknoten einer Leine und das Durchlaufen eines kleinen Agility-Parcours bei einer Hundeschule.
Natürlich haben wir auch bei der Schnitzeljagd mitgemacht und Luna durfte durch den Parcours. Sie hat das alles echt gut gemacht, allerdings wollte sie die Röhre nicht durchlaufen, sondern zeigte Bestregungen eher über diese zu Balancieren. Kurzerhand hat dann das Töchterchen gezeigt, wie es geht und ist durch die Röhre gekrabbelt. Das hat uns mehrere Lacher eingebracht, sowie Bonus-Stempel fürs Engagement.

Auch am zweiten Tag waren wir natürlich vor Ort. Statt wie am Vortag alle Spielzeuge aus dem Wasser zu holen, hat sie sich nur auf ihr Spielzeug konzentriert — alle anderen Spielzeuge wurden ignoriert, auch wenn sie direkt vor ihr im Wasser gelandet sind. Auch hat sie schnell begriffen: wenn ich das Spielzeug einem meiner Menschen am Beckenrand vor die Füße „spucke“, dann brauche ich gar nicht mehr das Wasser zu verlassen!

Mit einer unglaublichen Ausdauer ist Luna Runde für Runde geschwommen: Spielzeug ins Wasser geworfen, sie ist zu dem hingeschwommen. Sie hat es aufgegriffen, ist zu uns zurück geschwommen und hat es entweder kurz über den Beckenrand geworfen oder einfach vor uns im Wasser losgelassen — und es ging wieder von vorne los. Später hat sie gar nicht mehr den Beckenrand berührt, sondern nur noch ihr Spielzeug losgelassen, uns liebevoll mit ihren braunen Augen mit dem Blick „ihr wisst schon, was ihr jetzt zu tun habt!“ angeschaut und direkt weitergeschwommen. Beim zweiten oder dritten Mal haben wir mitgezählt. Wir haben ihr Spielzeug 38 Mal ca. 20 m weit ins Becken geworfen und sie hat es jedes Mal herausgeholt. Das gibt eine Stecke von über 1 km, die Luna „mal eben“ geschwommen ist.
Was soll ich sagen. Wir sind natürlich aufgefallen. Beim Parcours konnte man sich auch an Tag zwei noch gut an uns erinnern — auch wenn Luna diesmal direkt durch die Röhre gelaufen ist, ohne dass es ihr jemand vormachen musste. Am Wasser fiel Luna auf, weil sie wirklich der einzige Hund war, der extrem viel geschwommen ist .. eine Runde nach der anderen, egal, was sonst noch herum war. Sie hat dabei eine unendliche Ruhe ausgestrahlt, dass es schon fast wie Mediation gewirkt hat. Die Aussteller am Beckenrand haben Luna begeistert beobachtet und waren von der Ruhe und ihrem Durchhaltevermögen angetan — während wir Menschen uns am Beckenrand unterhalten konnten, etwas Essen konnten und nur immer wieder ihr Spielzeug ins Wasser geworfen haben.
Ein besonderes Highlight ist hier in Augsburg, dass die Hunde ein „Seepferchen“-Abzeichen erwerben können. Die Wasserwacht nennt es „Vier-Pfotenschwimmer“. Die Prüfungsleistungen umfassen:
- eine Baderegel bellen
- Kommando „Sitz“ oder „Platz“ ausführen
- vom Beckenrand ins Wasser springen und
- mindestens 10 m schwimmen.
Die 10 m Schwimmen waren natürlich für Luna die Herausforderung. Bei bestandener Prüfung gab es einen personalisierten Pass – mit Foto und ein Halstuch. Ist das nicht cool?


Ein tolles Wochenende — wir kommen gerne im nächsten Jahr wieder!


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